5 Tage offline. In Rom.

gepostet von Johan am

Urlaub. 5 Tage. Wetteraussichten trübe. Ergo: Wegfliegen. Da Multioptionalität nicht so mein Ding ist lieber andere entscheiden lassen. Germanwings zum Beispiel. BlindBooking ist genau mein Ding. 11 Ziele zur Auswahl. Fix noch London (Wetter), Stuttgart und Wien (lohnen nicht) ausgeschlossen, Daten eingeben, buchen und das Ziel steht fest. Rom. Ist zwar Italien, aber Standort eines der wenigen offiziellen FifaFanFeste. Sachen packen und los.Wer mich kennt, der weiß, das ich Herausforderungen brauche. Auch im Urlaub. Da ich mich wirklich frei machen wollte fiel die Entscheidung leicht. Die Telefone und der Rechner bleiben zu Hause. Der Homo Connectus auf dem Weg in die DegenerationRe-Evolution. 5 Tage ohne Internet. Das hatte ich zuletzt etwa 1999 und läuft wohl unter kalter Entzug.
rong>Erkenntnisse des Experiments:

  • Orientierungssinn: er existiert doch. Stadtplan und Sonne sind zur Navigation völlig ausreichend, wenn man keine digitale Navigationsunterstützung zur Hand hat. Nach zwei Tagen braucht man auch offensichtlich keine Karte mehr.
  • Informationsdefizit: es fehlt einem nicht nur das ständige Einplätschern von Informationen via Twitter und RSS. Das lernt man zu verkraften. Viel schlimmer ist es den aktuellen Informationsbedarf nicht mehr abdecken zu können. Was ist das, wann wurde jenes gebaut und wann zur Hölle hat dieser Typ gelebt. Warum klingeln hierbei im Hinterstübchen mehrere Glockentürme? Es fehlt einem nicht nur das externalisierte Wissen, sondern zusätzlich und fast noch schlimmer der Zugriff auf die Primärinformationsquelle für Neuwissen. Hart.
  • veränderte Denk-Kommunikationsstruktur: 50% meiner Kommunikation findet online statt. Twitter, Facebook, Mail, Skype, Google Reader sorgen für das permanente Grundrauschen. Für meine 5 Minuten Happen Information zwischendurch. Das zu verlieren war extrem hart. Noch schlimmer war das kastrierte Sendeverhalten. Das Bedürfnis Person A kurz zu mailen, Bild B zu verschicken und Kommentar C zu twittern ist geblieben. Im 1/4-Stundentakt. Davon abgeschnitten zu sein. Extrem hat. Der Gedanke an die Kommunikation ist da. Ständig.

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt der tiefen Verwüstungen, die der Urlaub in meinem Digitalverhalten hinterlassen hat. Eine Woche später bin ich jetzt wieder im Tritt. Den Wunsch die Erfahrung noch mal zu machen habe ich nicht. Nicht in den nächsten Jahren.

BTW:
Rom ist niedlich. Kann man mal hin. 4 Tage rumlaufen war genau richtig. Wetter war auch gerade noch okay.
Während der WM kann man auch nach Italien. Das PublicViewing im Borghese-Park ist stark. Selbst als Italien ausgeschieden ist war die Stimmung noch ordentlich. Die Rückkehr der Mannschaft haben wir allerdings knapp verpasst.
Ansonsten ist Rom natürlich voller Touristenneppläden (ToDo vor dem nächsten Urlaub: Akzentfreie Aussprache von „Was ist das denn für eine Touristenportion, ich wollte meiner deutschen Freundin das schöne Leben zeigen“ lernen.).
Wenn man keine Lust auf große Menschen beim Fußball hatte war die George Byron Bar aber ein schöner Anlaufpunkt. Auch zum Essen hatten wir einen netten Laden. Normalerweise hätte ich mir Namen und Standort ja gespeichert. Aber ohne Telefon? Wie soll das gehen.

Notiz: Ich bin sowas von froh die Schnittstellen zur Externalisierung wieder zu haben. Ein menschliches Gehirn ist zu klein um sich Dinge zu merken, die man nachschlagen kann.