Johan v. Hülsen legt Mandat im Kreistag Stormarn nieder

gepostet von Johan am

Wer meine Aktivitäten auf Twitter und Facebook in den letzten Wochen genau verfolgt hat, der wird es mitbekommen haben:

Ich ziehe aus privaten Gründen am 01.03.2010 nach Hamburg.

Die privaten Gründe sind für mich sehr erfreulich, der Umzug hat aber eine politisch unerfreuliche Nebenwirkung:

Ich verlasse den Kreis Stormarn.
Unabweisbare Folge dieser Stadtflucht ist allerdings, dass ich mein Mandat im Stormarner Kreistag abgeben muss.

Seit 2003 habeich für die Stormarner Bürger im Kreistag gesessen und konnte (wie ich finde) einiges bewegen. Die Arbeit war nicht immer einfach und man kann (logischerweise) nicht alles umsetzen, was gewollt ist, aber man kann den Debatten Schubser in die richtige Richtung geben. Und das habe ich gerne getan.

Sicher war es manchmal nervig, wenn sich mal wieder Jemand zu Populismus oder Sinnlosdebatten hinreißen ließ, aber hey: Das ist Politik und kein Kindergarten und selbst im Stormarner Kreistag (der wenig parteipolitisch funktioniert, sondern in der Regel ein Kompromiß gesucht wird, dem fast alle zustimmen können) gehört auch das zum Geschäft. Ebenso gehört zum Geschäft, dass einem immer Mal die Landesregierung oder ein Ministerium dazwischen grätscht.
Auch das nervte manchmal, hat aber häufig spannende Herausforderungen beschert.

Zu Beginn meiner politischen Tätigkeit habe ich mir versprochen, das die (ehrenamtliche) Politik nicht mein Privatleben dominieren darf.
Das hab ich häufig, aber nicht immer hinbekommen. Jetzt haben sich spannende Möglichkeiten in Hamburg ergeben. Meine Freundin kommt beruflich nach Hamburg, ich arbeite (sehr viel) dort.

Und irgendwie bin ich auch des Pendelns ein wenig überdrüssig. Hinzu kommt: Ich bin kein Student mehr. Der Job lässt mir gerade weniger Zeit für die Politik, als ich bräuchte um mich meinen eigenen Ansprüchen entsprechend in die Themen einzuarbeiten.

Dennoch bedaure ich diesen Schritt. Insbesondere gegenüber denjenigen Wählern, die mir für fünf Jahre Ihr Vertrauen ausgesprochen haben.

Langer Rede kurzer Sinn. Ich muss mein Mandat niederlegen und das habe ich auch schon vor ein paar Wochen der Kreispräsidentin mitgeteilt:

Sehr geehrte Frau Kreispräsidenting Zeuke,

seit dem 02.03.2003 bin ich Mitglied des Stormarner Kreistages und habe mit allen Kollegen sehr gerne ehrenamtlich für die Stormarner Bürgerinnen und Bürger gearbeitet.
Private und berufliche Gründe führen mich nun aus dem Kreis Stormarn weg.
Ich bedaure sehr Ihnen mitteilen zu müssen, dass ich deshalb mein Mandat ab dem 01.03.2010 nicht weiter wahrnehmen kann.
In den vergangenen Jahren hat der Kreistag für den Kreis Stormarn und seine Bürger viel Gutes geleistet und ich wünsche Ihnen und allen unseren Kollegen weiterhin die nötige Kraft und viel Freude an der Kommunalpolitik.
Ich weiß, dass auch in Zukunft der Kreistag weiterhin wichtige Entscheidungen mit dem nötigen Augenmaß fällen, kollegial zusammenarbeiten und das notwendige Rückrat bei unpopulären Entscheidungen beweisen wird.
Ich danke auch der Verwaltung für die stets hervorragende Zusammenarbeit.

Mit den besten Grüßen und Wünschen
Johan Hülsen

Die Verabschiedung von der Fraktion und im Schule-, Kultur- und Sportausschuss lief anders ab, als ich es erwartet habe:
Fast alle Kollegen haben ihr Bedauern, aber auch Verständnis für diesen Schritt ausgedrückt. Andere haben irritiert und mit Unverständnis reagiert und einige wenige sind wirklich ein bisschen sauer auf mich geworden.

Ich dachte eigentlich, dass ich mich in den letzten Jahren mit genügend Kollegen angelegt hätte, dass sie in die Hände klatschen, wenn sie mich los sind. Das ist aber nicht der Fall, das bedeutet, dass ich entweder nicht genug opponiert habe, oder, dass das selbst denjenigen, die man ab und an attackiert imponiert hat.

Ich werde darüber in den nächsten Wochen noch ein wenig nachdenken.
Allerdings scheint es zu stimmen:

Everybody loves you when you’re dead

Man sollte sich aber nicht zu früh freuen. Wahrscheinlich komme ich irgendwann wieder�

Kommentare

  1. Patrick

    Mich freut zu hören dass sie unserem Kreis einen solchen Bärendienst erweisen! Im Namen vieler meiner Mitbürger möchte ich mich herzlich für diesen Schritt bedanken.

    Viel Glück bei ihrem neuen Lebensabschnitt!

  2. Johan

    Hallo Patrick,

    ich habe leider gerade akut Probleme den Kommentar einzuordnen. Um sicher zu gehen: Sie freuen sich, dass ich den Kreis verlasse, weil ich politisch anderer Meinung bin, richtig?
    Wenn ja, dann ist die Verwendung von Bärendienst oben nicht ganz korrekt. Ein Bärendienst ist doch etwas, das Jemand absichtlich für Jemand anderes tut und unabsichtlich für diesen negative Folgen verursacht. Ergo Ich habe dem Kreis etwas gutes tun wollen, indem ich gehe und tue damit etwas Negatives für die Stormarner Bürger� Also genau das Gegenteil, von dem, was sie mir vermutlich erklären wollen�