Paid-Content Abendblatt.de
gepostet von Johan am
Das Hamburger Abendblatt hat seine Online-Angebot http://www.abendblatt.de im Dezember in vielen Bereichen auf Paid-Content umgestellt. Insbesondere die Regionalberichterstattung ist jetzt nur noch für Abonnenten im Volltext einsehbar. 7,95€ kostet ein reines Monats-Abonnement.
Ich habe in diesem Blog bisher viele Artikel aus dem Online-Angebot verlinkt und diskutiert. Schließlich ist die Stormarner Beilage zum Hamburger Abendblatt die wichtigste Regionalzeitung in Ahrensburg.
Nach der Umstellung auf Paid-Content werde ich das nichtmehr tun. Was bringt es dem Leser dieses Blogs, wenn ich Artikel verlinke, die für den Nutzer nicht ohne Weiteres einsehbar sind?
Da Abendblatt.de First-Click-Free von Google nutzt ist es weiterhin möglich alle Artikel auch kostenlos zu nutzen, wenn man den Artikel bei Google sucht und über den Google-Link auf das Abendblatt-Angebot kommt. Viele Kommentatoren in der umfangreich geführten Online-Debatte haben den Sinn dieser Maßnahme nicht verstanden. Schließlich handelt es sich dabei nicht um einen technischen Fehler, sondern über eine Übereinkunft mit Google. Das Abendblatt bietet Google alle Texte im Volltext an, damit Google diese crawlen, indexieren und den Nutzern anbieten kann. Im Gegenzug verpflichtet sich das Abendblatt allen Nutzern, die über Google kommen diesen Inhalt anzuzeigen. Wer allerdings dann weiter über die Seite des Abendblatts surfen will, der soll dann zahlen. Eine Vereinbarung, die sich für beide Seiten auszahlt. Schließlich muss das Abendblatt nicht auf den wichtigen Benutzerstrom von Google auf die eigenen Seiten verzichten. Dafür baut Google sein Informationsmonopol aus. Andere Suchmaschinen haben nicht die Möglichkeit auf die Bezahlinhalte ohne weiteres zuzugreifen.
An sich würde ich auch trotz der Bezahlinhalte weiter auf die Seite des Abendblatts verlinken. Schließlich hat Leistung (und dazu gehört auch gute Lokalberichterstattung, die das Abendblatt über weite Teile bietet). Aber: Ich habe keine Lust die Nutzer meiner Seite zu einem Monatsabo für 7,95€ zu verpflichten, nur um einen Artikel zu lesen, den ich hier diskutiere. Malte hat in seinem Artikel Abendblatt nun unangefochten Vorreiter beim Wettsterben ganz richtig geschrieben:
Aber man sollte sehr genau überlegen, ob dann ein genereller Paywall die Lösung ist. Dies wird nur funktionieren, wenn die Information gleichzeitig so exklusiv, gut, wichtig und dringend sind, dass eine große Zahl von Nutzern keinen erträglicheren Weg findet, an selbige zu kommen (oder selbige sie finden zu lassen). Und es wird nur funktionieren, wenn ein Bezahlmodell vernünftig ist. Wenn ich bei der FAZ z. B. für einen einzigen Artikel fast so viel wie für eine ganze gedruckte Ausgabe zahlen muß […], dann werde ich dies also nicht tun. Wenn ich mich sofort durch ein Monatsabo geknebelt fühle, um nur gelegentlich mal einen Artikel zu sichten, so werde ich auch das in der Regel nicht nutzen.
Ein zweiter Punkt geht mir außerdem ganz wahnsinnig gegen den Strich: Das Abendblatt lässt sich nicht nur die eigenen Artikel (unabhängig von ihrer journalistischen Qualität oder Länge) bezahlen, sondern ohne Abo kann man auch nicht auf die Leserbriefe zugreifen. Leserbriefe sind in der Regel keine hochwertigen journalistisch aufbereiteten Artikel, sondern User-Generated Content. Bürger nutzen das Abendblatt-Forum, um ihre Meinung kund zu tun und sich an der öffentlichen Debatte zu beteiligen. Diese Artikel werden vom Abendblatt nicht angefordert oder bezahlt. Für diese Artikel dann Geld zu verlangen finde ich gelinde gesagt ein wenig frech.
Schade also. Gerne würde ich weiter auf gute Artikel aus dem Abendblatt verlinken. Aber so wird es einem geradezu unmöglich gemacht.