Komisches Gedicht der Linken Stormarn

gepostet von Johan am

Auf der Seite der Linken Stormarn wurde vorgestern ein Gedicht veröffentlicht, dass schon seit einiger Zeit im Netz kursiert.

[…] Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und � das ist das Feine ja �
nicht nur in Amerika!

Und wenn Kurse wieder steigen,
fängt von vorne an der Reigen �
ist halt Umverteilung pur,
stets ineine Richtung nur.

Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht.

Die letzte Zeile ruft zum Krieg gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse auf. Soweit, so schlecht. Jede Partei kann ja auf ihrer Seite veröffentlichen, was sie möchte.

Dennoch ist es ein wenig merkwürdig dieses Gedicht auf den Seiten der Linken zu finden. In Internetforen wird es häufiger Kurt Tucholski zugeschrieben, der es 1930 (nach der Wirtschaftskrise 1929) in der Weltbühne veröffentlicht haben soll. Dass das nicht stimmen kann hat sich zwischenzeitlich ein wenig rumgesprochen. Auch die Linke hat es gemerkt und den richtigen Urheber Richard G. Kerschhofer, beziehungsweise dessen Pseudonym „Pannonicus“ genannt. Umso erstaunlicher finde ich, dass die Linke Stormarn sich mit Gedicht und Autor zu identifizieren scheint, ist doch Pannonicus eher dem rechten Spektrum zuzuordnen, Befürworter der europäischen Einheit und scheint ab und an auch eher eine völkische Denke zu pflegen. Gedanken, mit denen sich auch die Linke Stormarn vermutlich nicht anfreunden kann.

Und selbst wenn: Wer dieses Gedicht veröffentlicht und sich damit hinter seinen Inhalt stellt kann wohl kaum zur Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse im Kreis geeignet sein.

Das wird auch dadurch nicht besser, dass die Linke den Text zwischenzeitlich wieder gelöscht hat. Deshalb hier ein Screenshot meines Update Scanners, der die Seite mit Stand von Gestern 20.12 Uhr:

Homepage Linke Stormarn - Gedicht Finanzkrise

Homepage Linke Stormarn - Gedicht Finanzkrise

Kommentare

  1. Boche

    Die letzte Zeile ruft zum Krieg gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse auf.

    Ich vermute da eine Fehlinterpretation.
    Ich deute diese letzte Zeile vielmehr so, dass behauptet wird, dass „die Herrschenden“ im Falle zu großen Unmuts seitens „der unterdrückten Massen“ dann (zur Ablenkung wohl) Krieg führen würden.

    Das ist zumindest ein übliches Argument linker, kommunistischer Systemkritik.

  2. Stecki

    Die haben das Gedicht sicher vom Einspruch-Blog von Oswald Metzger:

    http://blog.focus.de/metzger/archives/341

    Auch ich interpretiere übrigens die letzte Zeile so wie Boche, nicht als Aufruf, sondern als Feststellung, daß dies dann der Ausweg sei, den die bösen Bonzen wählen würden.

  3. Hpk

    1. Bloche hat recht, jedenfalls hatte ich das auch so interpretiert.
    2. Habe ich die Seite am darauffolgenden Tag gelöscht als mir bekannt wurde, das der Autor der rechte Szene zuzuordnen ist.
    Keine Zusammenarbeit mit Faschisten, Rassisten und Kriegstreibern!!!

  4. Inka Neumann

    Jetzt passt es endlich.

    Grüsse,

    Inka