Planspiel Kommunalpolitik

gepostet von Johan am

Das Hamburger Abendblatt berichtet von einer Klasse der Gesamtschule Horn, die ein Planspiel zur Kommunalpolitik spielen konnten.

Bei dem Planspiel handelt es sich um ein von der Friedrich-Ebert-Stiftung konzipiertes. Leider dieses Planspiel offensichtlich ein Manko, dass ich leider bei vielen Planspielen zur Kommunalpolitik immer wieder erlebt habe. Fast alle Planspiele, die ich kenne sind so aufgebaut, dass den Jugendlichen zwei bis fünf Problemstellungen an die Hand gegeben werden, über die in bestimmten Fraktionen beraten werden soll. Bei den guten Planspielen ist es in der Regel so, dass finanzielle Größenordnungen mit vermittelt werden und manchmal werden auch nahe liegende Problemlösungen in ein direktes Konfliktfeld gebracht. Dennoch: Die meisten Planspiele machen es sich und den Teilnehmern sehr einfach, sie nehmen sich einfache, plastische Problemstellungen und machen wenig von der Komplexität der Zusammenhänge sichtbar.
Das führt, wenn man nicht einen besonders guten Moderator hat auch dazu, dass die Jugendlichen überziehen, sich in eine Partei so sehr hineinversetzen und die Rolle übernehmen, dass sie völlig über die strenge schlagen („Wir fordern jedem Bürger ‚Das Kapital‘ von Marx und Engels zur Verfügung zu stellen. Das ist wichtig, um eine soziale Gesellschaft zu erreichen!“ – sehr engagiertes Statement, auch sehr unterhaltsam und sicherlich schult das die Rhetorik, nur leider läuft es völlig vom Planspiel weg.)

Vor einem Jahr habe ich aus diesem Grund mit ein paar anderen erfahrenen Kommunalpolitikern mal ein Planspiel entwickelt, dass einen anderen Weg geht und deutlich komplexer angelegt ist, aber genügend Punkte gibt, an denen jeder seine Vorstellungen entwickeln kann und Diskussionspotenzial entwickelt. Basis des Planspiels „Ammersburg“ ist ein sehr stark vereinfachter Haushalt einer Kommune (selbst Verwaltung und Investitionen werden zusammengeworfen). Darauf aufbauend gibt es betreut durch das Rathaus eine Reihe von Sitzungen:

  1. Stadtverordnetenversammlung: Aufteilung in Fraktionen, Wahl eines Bürgervorstehers, Aufteilung in die Ausschüsse
  2. Fraktionssitzung, Absteckung einer groben Linie, Wahl der Sprecher für die Bereiche
  3. Auschussitzung, Beratung des Teilhaushalts
  4. Fraktionssitzung, Linie für die Stadtverordnetenversammlung
  5. Stadtverordnetenversammlung, Verabschiedung des Haushalts

Das ist das Minimalprogramm. Wer glaubt, dass das trocken ist, dem sei versichert, dass es nicht ist. Beim letzten Mal gab es zum Teil heftigste Debatten an kalkulierten Sollbruchstellen, an anderen, bei denen wir dachten, dass es da heftig krachen könnte ist es erstaunlich still geblieben.

Das Planspiel hat allen Teilnehmern ungeheuer Spaß gemacht, weil es ein sehr genau gezeigt hat, wie Politik funktioniert. Da ist die Verwaltung, die ihre eigenen Interessen verfolgt und sehr zielgerichtet manche Information steuert. Da gibt es plötzlich Absprachen zwischen Fraktionen, mit denen man nie gerechnet hätte und dann gibt es Diskussionen, die nur geführt werden, um sich vom anderen abzuheben. Wie das wirklich wahre Leben.

Wobei Helmut Kohl natürlich recht hat:

Die Wirklichkeit ist leider anders als die Realität.

Wenn Jemand Interesse haben sollte so ein Planspiel mal zu organisieren, oder mit zu machen, der möge sich einfach bei mir melden. Dann bauen wir ein Team zusammen, dass das Rathaus übernimmt und aktualisieren kurz die Haushaltsansätze und schon kann es losgehen 😉