positive Beschlüsse fassen.

gepostet von Johan am

Urks. Da wird ein Thema debattiert. Es ist absehbar, dass die Abstimmung sehr knapp ausgehen wird. Sagen wir, es geht beispielsweise um die Einführung eines zusätzlichen Schokoüberzugs auf Keksen. Einer der Anwesenden, der Deiner Meinung ist setzt sich sehr vehement mit einigen Wortbeiträgen gegen den neuen Schokoüberzug ein. Du denkst er hat eigentlich alle Argumente auf seiner Seite und unterstützt ihn mit Nachdruck. Von anderer Seite gibt es ordentlich feuer. Der Untergang des Abendlandes wird prophezeit, sollte der Schokoguss nicht eingeführt werden. Dein Verbündeter ergreift erneut das Wort. Er ist letzter Redner auf der Liste. Er wiederholt einige Argumente und widerlegt die Argumente der beiden Vorredner. Du freust Dich. Er scheint noch ein paar Stimmen zu holen. Vielleicht geht die Abstimmung ja doch noch gut aus. Dann macht er etwas, womit Du nicht gerechnet hast. Er stellt einen Antrag:

Dieses Gremium lehnt die Einführung des zusätzlichen Schokoüberzugs ab.

Dir fällt die Kinnlade runter. Die roten Blutkörperchen verlassen vor Schreck sämtliche Blutgefässe nördlich des Halses, nur um nach ein paar Sekunden zurückzukehren – Als Zornesröte getarnt. Deine Hände krallen sich in den Tisch und Deine Zähne erinnern Dich durch knirschen daran Deine Gesichtsmuskulatur wieder ein wenig zu entspannen.

Der Redebeitrag wird beendet, es folgt die Abstimmung über den Antrag. 13 Ja-Stimmen, 13 Nein-Stimmen. Du überlegst, ob Dir der Schokoüberzug jetzt so wichtig ist einen Streit vom Zaun zu brechen und die Abstimmung anzufechten.
Schließlich bedeutet die Stimmengleichheit die Ablehnung des Antrags über den Antrag der abgestimmt wurde. Also wird nun der Schokoguss die Kekse veredeln. Denn es wurde ja der Negativ-Antrag abgestimmt.

Eigentlich widerspricht das den Regeln der Abstimmung. Es wird ja immer über den weitestgehenden Antrag zuerst abgestimmt. Die Einführung einer Neuerung ist mit Sicherheit weitergehend als die Ablehnung dieser Einführung.

Du ärgerst Dich über Deinen Kollegen. Schließlich wäre der Schokogusss nicht eingeführt worden, wenn er den Antrag hätte bleiben lassen.
Es wäre, wie eigentlich vorgesehen über die Einführung des Schokoüberzugs abgestimmt worden und diese Abstimmung wäre auch 13 zu 13 ausgegangen. Der Antrag also wegen der Stimmengleichheit abgelehnt worden und der Schokoguss hätte keine Mehrheit gehabt.

Du entscheidest Dich es bleiben zu lassen. Der Schokoguss ist Dir nicht wichtig genug, um als kleingeistiger Erbsenzähler und Formalist dazustehen. Zum einen passt so ein Verhalten nicht wirklich zu Dir, zum anderen sollen diese Gestandenen Politiker doch machen was sie wollen, diese Frage ist Dir dann doch nicht so wichtig.

Manchmal wünschte ich mir jeder, der in irgendwelchen Gremien mit mir sitzt hätte ein paar Jahre Grundlagenschulung in einem Jugendverband mit Satzungsfetischisten und Formaljuristen gemacht. Dann kommt man gar nicht mehr auf die Idee solche Anträge zu stellen. Und manchmal wünschte ich mir ich wäre ein detailversessener Klugscheisser, der den Senioren in den Gremien wahnsinnig auf die Nerven geht, da er wegen jedem kleinen Formalfehler rumnervt.