Schulkrieg? Desinformation? ist doch alles Murks!

gepostet von Johan am

Dass das neue Schulgesetz in Schleswig-Holstein von allen verteufelt wird nicht überall auf Gegenliebe stößt sollte ja bekannt sein. Neben vielen Änderungen, die sehr positiv sind (Zentrale Prüfungen, Einschränkungen des Kurssystems, Abschaffung der Einzugsbereiche, Zusammenarbeit der Haupt- und Realschulen in Regionalschulen) gibt es sehr viele Punkte, die ich wahnsinnig kritisch sehe, wie zum Beispiel die Abschaffung des Sitzenbleibens. Wirklich große Probleme habe ich mit dem System der Gemeinschaftsschule und der Art und Weise, wie das Ministerium hier arbeitet, aber das war leider absehbar. Außerdem haben wohl die CDU-Bildungspolitiker in einigen Details etwas oberflächlich verhandelt.
Und so bin ich heute morgen beim Lesen des Abendblatts echt ausgerastet. In dem Bericht geht es um den Vorgestern ausgebrochenen Streit um einen Brief der Kommunalpolitischen Vereinigung (KPV) der CDU, in dem sie einen Weg für die Kreis- und Gemeindepolitiker der CDU aufgezeigt hatte die Einführung von Gemeinschaftsschulen um ein Jahr herauszuzögern und so für gleiche Ausgangsbedingungen für Regionalschulen und Gemeinschaftsschulen zu sorgen.
In dem Artikel wird die Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave in diesem Kontext zitiert:

Die KPV gibt den Kampf aber nicht verloren. Schulen, Schul-träger und Eltern würden mit falschen Erwartungen zur Ge-meinschaftsschule gelockt, heißt es in dem Rundbrief. So sei die GMS im Gegensatz zu Gymnasium und Regionalschule laut Gesetz „keine Regelschule“. Das sei „einfach Unsinn“, konterte Erd-siek-Rave.

Hmm, Fakt ist doch, dass erstmal alle Real- und Hauptschulen zu Regionalschulen umgewandelt werden. Die Gemeinschaftsschule stellt ein zusätzliches Angebot dar, wie beispielsweise die SPD Kappeln richtig erkannt hat, wenn sie feststellt:

Die Gesamtschulen sollen sich zu Gemeinschaftsschulen weiterentwickeln, Gemeinschaftsschulen können auf Wunsch der Schulträger eingerichtet werden und das Angebot an Regionalschulen soll als Regelschule in �zumutbarer Nähe� vorgehalten werden.

Ich hatte das doch auch irgendwo mal in Gesetzesform gelesen, aber man irrt vielleicht auch, so lange man strebt.

Wer mich aber richtig aufgeregt hat war Jürgen Weber, seines Zeichens bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Da erklärt er doch ernsthaft:

Die SPD reagierte empört auf die Kampfansage: „Das ist eine organisierte Kampagne von Teilen der CDU, die nun aushebeln wollen, was ihre Parteifreunde mit uns vereinbart haben“, schimpfte SPD-Bildungsexperte Jürgen Weber. Schulministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) warf der KPV vor, den Aufbau von Gemeinschaftsschulen verzögern zu wollen.

Jetzt hakt’s doch ernsthaft. Welches Ministerium ist denn verantwortlich dafür, dass kein vernünftiger Wettbewerb zwischen Gemeinschaftsschule und Regionalschule stattfinden kann? Wer sagt denn was mit der Gemeinschaftsschule werden soll und sagt nicht gleichzeitig wie die Regionalschule aussehen soll? Wer will denn die eine Schulform zu Gunsten der anderen finanziell bevorzugen? Wer will durch die Lehrerzuweisungen verhindern, dass Schüler die auf einer Regionalschule ihren Abschluß machen auf dem Gymnasium ihr Abitur machen können? Wer will genau das den Schülern auf der Gemeinschaftsschule durch eine zweite Fremdsprache ermöglichen? Wer macht denn seit Jahrzehnten eine Politik, die ideologisch nicht passende Schulen finanziell benachteiligt? Wer ist es, der Ideologie auf dem Rücken der Kinder austrägt und denjenigen benachteiligt, der seine Kinder nicht in ein System eingliedern will, dass nicht Chancengleichheit garantiert, sondern die Begabungen nicht berücksichtigt und die Chancen nivelliert?
Ich hasse Doppelmoral.

Nachtrag: um 11:00 Uhr hat Heike Franzen für Landtagsfraktion Stellung bezogen Danke.

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